Fichtebunker | Führung
“Ist es legitim, von „Endzeit“ zu sprechen, wenn Banken kollabieren? Wenn ein Erdbeben tausende Menschen obdachlos macht – nur fünf Jahre nach dem verheerenden Seebeben im Indischen Ozean? Wenn eine Ölpest den Golf von Mexiko verseucht? Wenn täglich Menschen gedemütigt, gequält und getötet werden –aus politischen, religiösen und ethnischen Gründen? Nein, legitim ist es nicht. Es ist unreflektiert und dekadent, vielleicht hysterisch, bestenfalls literarisch. Und doch sprechen wir davon. In allen Medien. Immer wieder. Warum?
Vielleicht hoffen wir auf einen neuen Anfang nach der Endzeit. Auf eine „Nachzukunft“. Eine neue Chance. Vielleicht hoffen wir auf reine, enthemmte Emotionen im Angesicht des Todes. Vielleicht reihen wir uns einfach ein in die lange, jahrhundertealte Parade der Un-tergangsgläubigen. Vielleicht.
Die Ausstellung wird unser „Warum?“ nicht beantworten können. Kunst beantwortet nicht. Und dann manchmal doch, auf eine sehr eigene Art. Oft intuitiv, manchmal persönlich. Und ohne dass man die Antwort versprachlichen könnte.”
Konzipiert und organisiert wurde die Ausstellung von 17 Studierenden innerhalb der Seminargruppe Kuratorische Praxis des Kunsthistorischen Instituts der Freien Universität Berlin. Im historischen Hochbunker an der Fichtestraße wurden Werke von 30 Künstlerinnen und Künstlern präsentiert, die eine facettenreiche Auseinandersetzung mit dem weiten Themenfeld „Endzeit“ ermöglichten.
Wie reagieren Künstler:innen heute auf die allgegenwärtigen Krisen? Mit reinem Zitat? Mit ehrlichem Pathos? Mit dem Rückzug in individuelles Leid? Mit augenzwinkernder Abgeklärtheit? Mit herausfordernder Gesellschaftskritik? Und wird das Ende vielleicht gar als Anfang begriffen, als Beginn einer völlig neuen Zeit?