Jüdisches Museum | Kuratorenführung
Ein Hausmeister fegt unermüdlich ein Felsplateau im Elbsandsteingebirge, während nebenan eine männliche Rückenfigur mit einer Nebelmaschine Dampf über die dunklen Wälder bläst. In der Videoinstallation begegnet der Künstler Julian Rosefeldt dem Klischee der deutschen Ordnungsverbissenheit und der Tradition der Romantik à la Caspar David Friedrich mit einer gehörigen Portion Ironie. Ein klarer Fall: Hier wird „Heimatkunde“ betrieben! So der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin anlässlich dessen Geburtstag zum zehnjährigen Bestehen.
Um Heimat geht es also und diesen Begriff – das wird schnell deutlich – verstehen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler nicht nur geographisch, sondern vor allem emotional und subjektiv. Künstler vertreten persönliche Positionen. Mit ihnen versucht das Jüdische Museum einer Veränderung in den letzten zehn Jahren nachzuspüren, in denen sich die Welt durch Finanzkrise, Revolutionen und die Verbreitung des Internet radikal wandelte und die Bundesrepublik sich endlich als Einwanderungsland zu begreifen beginnt.
Viele der Arbeiten entstanden in dieser Zeit oder wurden vom Jüdischen Museum eigens für die Ausstellung in Auftrag gegeben. Was es heißt, ein Kunstwerk bei einem Künstler zu bestellen, weiß Denis Grünemeyer. Als einer der beteiligten Kuratoren führte er uns persönlich durch die Ausstellung und erklärte sich bereit, auf einige Kunstwerke besonders einzugehen und Fragen rund um den Ausstellungsbetrieb zu beantworten.