Galerie Patrick Ebensperger | Führung
Am Samstag, den 17. Januar 2015 kehrten wir zurück in das Ehemalige Krematorium im Wedding. Diesmal lud uns die Galerie Patrick Ebensperger zu einer Führung durch die Ausstellung Locust Jones – a descent into the mass-media maelström ein.
Die zum Teil extrem großformatigen Zeichnungen des neuseeländische Künstlers Locust Jones verarbeiten die Flut von Schlagzeilen, Bildern, Informationen, Fehlinformationen und Nichtigkeiten denen er sich täglich ausgesetzt sieht. Sie sind ein Versuch, diesem täglichen Angriff der Massenmedien etwas entgegenzusetzen. Mit Tinte, Graphit und Gouache bannt er in kraftvollen Zeichnungen die Geister aus Internet, Zeitung, Radio und Werbung auf Papier. Über die letzten Jahre hinweg ist so ein Werk entstanden, das zugleich Zeitzeugnis, Auflehnung gegen die herrschenden Verhältnisse und Aufarbeitung im Sinne einer Bewältigung der Reizflut darstellt.
Das Kernstück der Ausstellung ist eine 100 Meter lange Papierrolle, auf der er über ein Jahr hinweg ein Tagebuch geführt hat. Sie ist ein monumentaler Befreiungsschlag. Politisches und Privates, Kriege und Skandälchen, hysterische Schlagzeilen, Predator-Drohnen und Batman, Selbstportraits und Portraits von Politikern und anderen „Persönlichkeiten“: all das vermischt sich in einer Chronik der Unzumutbarkeit. War die Tinte getrocknet, rollte Jones sie weiter auf und zeichnete bis alle Ordnung und Hierarchie sich in einem Ornament auflöste. Man spürt eine große Wut in den manischen Pinselstrichen, nur wenig gemildert durch einen leisen Humor.
Um dieses Werk in seiner vollen Länge zeigen zu können, haben sich die Kuratoren etwas Besonderes einfallen lassen: Da keine Wand der Galerie lang genug wäre, um sie am Stück aufhängen zu können, zeigen sie die Zeichnungsrolle in einer großen Spirale, dem „Mahlstrom“ des Ausstellungstitels.
Foto: jungemeister.net – Kunstnetzwerk Berlin e.V.