13/06/2009 14:00Uhr

Alte Nationalgalerie | Kuratorenführung

Prominente Leihgeber aus aller Welt unterstützten das ambitionierte Ausstellungsprojekt Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden, das in einer außerordentlichen Dichte die Werke der beiden wohl bekanntesten niederländischen Meister des 15. Jahrhunderts im direkten Vergleich sichtbar machte.

Um 1430 kommt es in den Niederlanden zu einer künstlerischen Revolution: Detailrealismus, die genaue Wiedergabe der sichtbaren Welt und eine naturalistische Lichtdarstellung setzen neue Impulse in der Malerei. Dabei sind die Namen Jan van Eyck und der Meister von Flémalle mit seinem Schüler Rogier van der Weyden die Hauptvertreter des veränderten Stils. Doch während Jan van Eycks Bilder durchgehend signiert und von den Kunsthistorikern bereits ausführlich erforscht sind, ist der Name „Meister von Flémalle“ ein Konstrukt; ein Geschöpf der Stilkritik des 19. Jahrhunderts. Um drei Tafeln herum, die von derselben Hand stammen, wurden weitere Bilder demselben Künstler zugesprochen. Tatsächlich aber wurden diese Gemälde von verschiedenen Händen ausgeführt. Irrtümlich ist auch die Herkunftsbezeichnung Flémalle: Denn die drei Hauptwerke, die dem Maler zugesprochen wurden, kommen nicht – wie zuvor angenommen – aus einer Werkstatt in Flémalle.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist der Meister von Flémalle wiederholt mit dem Namen Robert Campin (geboren 1375) identifiziert worden. Die Gleichsetzung der Kunstfigur mit dem in Urkunden verifizierten Campins ist jedoch höchst problematisch, da die Werke in sich keine Homogenität aufweisen. Es spricht einiges dafür, dass innerhalb der Werkstatt des Meisters von Flémalle eine Reihe von unterschiedlichen Mitarbeitern tätig gewesen ist. Rogier van der Weyden kam als fertig ausgebildeter Maler in diese Werkstatt hinzu; und es ist äußerst wahrscheinlich, dass er die Innovationen in der Kunst maßgeblich beeinflusste.

Dank einer neu entwickelten Technik der Farbmischung – das Ei als Bindemittel wurde durch Öl ersetzt – waren die Maler um 1430 in der Lage, Lasuren – also dünne, übereinanderliegende Farbschichten – darzustellen und somit unterschiedlichste Oberflächen, Stoffe und Lichteinfälle abzubilden.

Eine weitere Neuerung in der Kunst zu dieser Zeit ist das Aufkommen der Portraitmalerei: Zuvor nur als Stifter abgebilder, wird das Individuum als wichtig genug erachtet, einen eigenen, gesamten Bildraum auszufüllen.

Die Ausstellung bot somit die einmalige Gelegenheit, einige der bedeutendsten Gemälde vom Beginn der neuzeitlichen Kunst in unmittelbarer Gegenüberstellung zu studieren. Der Kurator der Ausstellung, Stephan Kemperdick, führte uns persönlich durch die Ausstellung.

Foto: © Alte Nationalgalerie

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